Die letzten Weltkriegstage in Elsdorf
Vor 80 Jahren endete der 2. Weltkrieg
Der Elsdorfer Stadtarchivar Christoph Hoischen hat im Juli 1995 das Buch „Die Gemeinde Elsdorf – Geschichte in Dokumenten und Bildern“ (2. Band) herausgegeben. In diesem betrachtet Hoischen die Historie Elsdorfs „Von der Franzosenzeit bis zur kommunalen Neugliederung“. Mithilfe verschiedener Quellen und von Archivmaterial wirft Hoischen einzelne Schlaglichter auf die Ereignisse in den letzten Kriegswochen:
Am 20. Februar 1945 sammelte sich die 99. US-Infanteriedivision in der Elsdorfer Bürge zum Vorstoß in Richtung Bergheim. Die Erft war für das Deutsche Reich von besonderer Bedeutung: Sie bildete die letzte natürliche Verteidigungslinie vor dem Rhein. Dementsprechend hartnäckig hielten sich die Verteidiger der Erftstellung. Nach verlustreichen Kämpfen mussten sie sich aber den Alliierten geschlagen geben und zogen sich auf die Linie Zieverich-Widdendorf-Heppendorf zurück. In unmittelbarer Nähe – an der Verteidigungslinie Elsdorf-Etzweiler-Manheim – stießen die alliierten Soldaten auf weniger Widerstand. Die drei deutschen Flakstellungen konnten ihren Vormarsch nicht lange aufhalten, bei Haus Tanneck durchbrachen die Alliierten die Linie.
Panzerschlacht in Oberembt
Das heute so ruhige Oberembt war am 23. Februar Schauplatz einer Panzerschlacht. Das beschreibt die Angelsdorfer Schulchronik eindrücklich: „30 Panzer waren in den Gärten aufgefahren und schickten den Angreifern ein mörderisches Feuer entgegen. Dieser antwortete mit einem heftigen Bombardement unter starkem Einsatz von Flugzeugen. 3800 Granaten (...) gingen auf das Dorf nieder.“
Etzweiler ereilte zur gleichen Zeit ein ähnliches Schicksal. Mit starkem Artilleriefeuer setzten die Alliierten dem kleinen Ort zu. Der Beschuss traf unter anderem die Kirchturmspitze. 300 Menschen aus Etzweiler flohen nach Morschenich. Als sie zwölf Tage in ihren Heimatort zurückkehren durften, standen sie vor dem Nichts. Durch ihren Beschuss hatten die amerikanischen Soldaten große Teile von Etzweiler zerstört.
Glücklicher ging die alliierte Invasion für Tollhausen aus: Dessen Einwohner zeigten die weiße Fahne und ergaben sich kampflos. Große Zerstörung blieb dementsprechend aus.
Heftiger Widerstand in Grouven
Vom Rande des Bürgewaldes aus schossen die Amerikaner mit Panzern und Maschinengewehren in Richtung Giesendorf. Kurze Zeit später fielen Giesendorf, Wüllenrath und Berrendorf. Laut Augenzeugen sollen 20 Amerikaner mit einem Panzer vom Bürgewald her die Straße nach Wüllenrath heraufgezogen sein. Die männlichen Wüllenrather sperren sie zunächst in die Kirche ein. Später verlagerten die Amerikaner ihre Gefangenen in einen Stall nach Etzweiler. Auch danach durften die Wüllenrather nicht nach Hause: Sie verbrachten einige Wochen in belgischer Kriegsgefangenschaft.
Schwerer fiel es den Amerikanern, Grouven einzunehmen. Eine deutsche Einheit hatte sich auf ihrem Rückzug im Ort verschanzt und leistete hartnäckigen Widerstand. Die Amerikaner antworteten mit einem Geschoßhagel ihrer Artillerie. über Grouven nieder. Die Folge: Erhebliche Zerstörung, vor allem an der Burg Grouven. Die verängstigte Grouvener Bevölkerung versteckte sich vor den Gefechten in zwei Luftschutzbunkern. Um nicht noch mehr Heimat zu verlieren, wollte ein Grouvener den Amerikanern die weiße Flagge zeigen. Doch der Offizier der deutschen Einheit verhinderte das – er drohte, den Mann zu erschießen. Erst nachdem ein Artilleriegeschoss einen deutschen Panzer zerstörte, zog sich die Einheit Richtung Bergheim zurück.
Die Zuckerfabrik war zeitweise ein Gefängnis
Heftige Gefechte fanden am 25. Februar in Elsdorf statt. Pfarrer Wilhelm Sommer notierte: „Den ganzen Tag über Artillerie- und Fliegerkämpfe. Granaten und Schrapnells krachen überall, gehen aber meist noch über uns hinweg. Ein Begräbnis am Montag, 26. 02. 1945, kann nur unter Lebensgefahr gehalten werden.“
Gegen 11 Uhr marschierten die Amerikaner in Elsdorf ein. Nennenswerten Widerstand gab es nicht. Bis zum Nachmittag des 27. Februar standen die Panzer der 3. US-Panzerarmee bei Heppendorf. Den Turm der Kirche St. Dionysius schossen die Amerikaner ab – sie vermuteten dort deutsche Artilleriebeobachter. Heppendorf fiel komplett gegen 14.30 Uhr.
Viele Männer brachten die Amerikaner in improvisierte Gefängnisse. Die Oberembter etwa internierten sie in der Kirche in Lich, die Elsdorfer in der Zuckerfabrik. Die Einwohner Elsdorfs wurden eine Woche lang in der Zuckerfabrik Kämpfer des Volkssturms transportieren die Amerikaner in die Gefangenschaft nach Belgien. Doch viele Zivilisten brachten die Alliierten auch in Sicherheit: Die in Ahe von deutschem Artilleriebeschuss gefährdeten Einwohner schicken sie in die Scheune des Gutshofs Wolf nach Heppendorf. Dort drohten ihnen zwar Verhöre durch ihre amerikanischen Bewacher. Nach dem 5. März durften sie aber wieder in ihre Häuser nach Ahe.
Angelsdorf und Esch kamen glimpflich davon
Die deutschen Verteidiger hatten sich in den Abendstunden des 25. Februar aus Angelsdorf zurückgezogen. So wollten sie einem drohenden Kessel entgehen. Am nächsten Tag rückten die Amerikaner von Reuschenberg bis zur Köln-Aachener Landstraße vor. Am 28. Februar, morgens gegen drei Uhr, marschierten die amerikanischen Infanteristen schließlich auch in Angelsdorf ein. Zahlreiche Soldaten und Zivilisten hatten sich in den Kellern von Angelsdorf versteckt. Einige von ihnen flohen in Richtung Erft.
Pfarrer Wilhelm Sommer, nun von den Besatzern als neuer Bürgermeister eingesetzt, beschrieb die Lage in Angelsdorf: „Die Schäden an den Häusern sind glücklicherweise nicht allzu groß. Meistens sind es Dachschäden und zersplitterte Fenster. Leider sind zwei Menschenleben zu beklagen.“ Die Schulchronik bestätigt, dass Angelsdorf glimpflich davonkam : „Im Gegensatz zu vielen Nachbardörfern hat Angelsdorf durch das Kriegsgeschehen wenig gelitten.“
Esch besetzten amerikanische Truppen am gleichen Tag – und zwar kampflos.
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