Stadt Elsdorf (Druckversion)
Autor: Sarah Pütz
Artikel vom 27.04.2021

Nicht schlecht, der Spechtwald!

RWE-Biodiversitätsstrategie fördert Artenschutz im Braunkohlenrevier

„Wir können beim Anlegen neuer Landschaftsbereiche vieles leisten, aber 120 Jahre alte Eichen können wir für die Spechte nicht pflanzen“, sagt Gregor Eßer, Leiter der Forschungsstelle Rekultivierung von RWE Power. Dennoch sei man nicht hilflos. „Mit Totholzstämmen schaffen wir auch in mittelalten Waldbeständen Futterplätze und Stellen, wo sie ihre Bruthöhlen zimmern können.“ Bunt-, Klein- und Grünspecht sind auf der Sophienhöhe bereits heimisch, auch Mittelund Schwarzspecht kommen dort vor.

Der Specht ist Leitart für den Lebensraum „Wald“ in der Biodiversitäts-Strategie von RWE Power. „Er ist Stellvertreter für andere Artengruppen, Anzeiger für die ökologischen Verhältnisse und für den Zustand der gesamten Lebensgemeinschaft“, berichtet Biologe Ralf Krechel, Specht-Kenner und Gesellschafter des Instituts für Vegetationskunde, Ökologie und Raumplanung (IVÖR) in Düsseldorf. In klassischen Wäldern sind die kleinen Vögel mit ihrem robusten Meißel-Schnabel unüberhörbar, wo sie Eichen, Buchen und Ahorne anpicken. Aufgeforstete Flächen bieten ihnen dagegen nur vergleichsweise dünne Stämme; die
ältesten Waldbestände der Sophienhöhe sind, die Zeit in der Baumschule mitgerechnet, maximal 50 Jahre alt.

„Deshalb stellen wir bei der forstlichen Rekultivierung zwischen den jungen Bäumen dicke Totholzstämme auf“, berichtet Gregor Eßer. „Für den Uneingeweihten sieht das vielleicht merkwürdig aus, doch ökologisch ist das nachweislich hochwirksam.“ Hiebsreife Pappeln werden in fünf bis sechs Metern Höhe stehengelassen, rund 25 Stück pro Hektar Wald. Bei den ersten Durchforstungen im jungen Wald bleibt alles anfallende Holz liegen. Einzelstämme, Holzhaufen und Wurzelstubben werden gezielt dorthin gebracht. „In dem toten, langsam faulenden Holz verbreiten sich Maden, Würmer und andere Futtertiere. Und das zieht natürlich die Spechte an“, sagt Eßer.

RWE Power hat ihre Biodiversitäts-Strategie 2018 verabschiedet. Ihre zehn klar formulierten Leitzielen soll für noch mehr Artenvielfalt in der Rekultivierung und auf angrenzenden Artenschutzflächen sorgen – damit seltene Tiere dort auf Dauer gut leben und sich vermehren können. „Die Rekultivierung soll immer besser werden – im Interesse des Artenschutzes und im Interesse der Menschen in der Region“, sagt Michael Eyll-Vetter, Leiter der Tagebauentwicklung von RWE Power. „Das Ziel ,Artenvielfalt‘ ist Unternehmensziel.“

Ob das Ziel auch in Bezug auf die Spechte erreicht wird, überprüfen unabhängige Wissenschaftler mit Zählungen und Kartierungen. Im Referenzgebiet ihrer Studien, dem Wald- Seen-Gebiet zwischen Brühl, Hürth und Erftstadt, kommen rund 70 Jahre nach Ende des Braunkohlenbergbaus dort alle im Naturraum erwartbaren Spechte vor. Auf der Sophienhöhe leben sechs Spechtarten, drei davon brüten dort. „Das ist für eine junge Waldlandschaft bemerkenswert gut“, sagt Gregor Eßer. „Es zeigt, dass sich der Laubwald im Sinne der Artenvielfalt naturnah entwickelt.“

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